Gedichte und Gravuren / Poèmes et Gravures
Schardtverlag (www.schardtverlag.de)
Autoren L – Laupus, Monika
(disponible chez Le silence de la mer, Vannes)
Augen
Augen, ein Blick
Augeneinblick
Ton regard bleu
mon regard vert
nos regards colorés
Mit rauer, fremder Stimme
spricht es
berauschend
endlos weit
zu mir
das Meer
hat die Küste verlassen
Ich folge ihm in Gedanken
ohne meinen inneren Kern
umhüllt
von graublauen Trauerschatten
zu hellen Sonnenstrahlen
vergangenen Granitfelsen
Ich habe meine Tiefe verloren
und warte
zweifelnd auf
die schäumenden Wellen
ohne Wiederkehr
Sa voix grave, étrange
son regard lointain
sa parole un bruissement infini
ainsi elle me parle
La mer
a quitté la côte
Je la suis dans mes pensées
sans sentir mon cœur
enrobé
des ombres tristes en bleu gris
des rayons de soleil trop clairs
et des rochers en granit du passé
J’ai perdu ma profondeur
et attends
en doutant
les vagues écumées
sans retour
Der Sturm jagt die Wolken
fährt in vereinzelte Bäume
pfeift bedrohlich
lässt schäumende Wellen ahnen
Nicht weit ist das Meer
unberechenbar schön
In mir herrscht Stille
Bewegungslosigkeit
Kein Fortkommen
aus einer Gefühlswelt
ohne Zukunft
Ich setze den Fuß nach draußen
in den tobenden Wind
ohne das Leben zu spüren
doch ich weiß
die Zeit ist auf meiner Seite
Der Sturm jagt die Wolken fort
solange
bis ein Sonnenstrahl das Land erfasst
La tempête chasse les nuages
entre dans les arbres
menace de son sifflement
fait deviner des vagues écumantes
La mer n’est pas loin
déroutante et belle
Dans mon corps règnent le silence
l’immobilité
mes sentiments stagnent
sans futur
Je mets un pied dehors
dans le vent bruyant
sans sentir la vie
mais je sais
que le temps est de mon côté
La tempête chasse les nuages
tant qu’un
rayon de soleil touche la terre
Es ist eigentümlich dunkel
das Meer
schäumende Wellen
erzählen
Geschichten über
dich
Du siehst dich fallen
die Klippen hinab
in sie eintauchen
überall ist nur Vergangenheit
Das Bewusstsein nimmt nichts wahr
nur das weiße Rauschen
du stürzt
in die stacheligen Pflanzen
welche sich an die Felsen krallen
Blut an den Händen
Du erhebst dich, gehst weiter
tief atmend
auf den schmalen Pfaden
an der bretonischen Küste
Elle est sombre et étrange
la mer
des vagues blanches
racontent
des histoires sur
toi
Tu te vois tomber
des falaises
plonger dans l’eau profonde
Le passé t’emballe
La conscience est aveugle
Juste les vagues s’entendent
Tu te retrouves
dans les plantes mordantes
qui s’accrochent aux rochers
Du sang sur tes mains
Tu te lèves, tu poursuis ton chemin
en respirant profondément
sur les sentiers étroits
de la côte bretonne
Ein andalusisches Lied
Auf der Straße der zerbrochenen Träume
gehe ich
langsam
bedächtig nachsinnend
Kleine Steine
spitze und runde
klammern sich an die Fußsohlen
Blut rinnt
tiefrot
mit kaltem Schmerz
Das Meer naht
mit seinen heilenden Wellen
umspült die Zehen
löst die fremde Schwere
Ich bin wie zuvor
für einige Sekunden
in schäumenden Träumen
schwelgend
Une chanson andalouse
Je marche
doucement
sur la route des rêves cassés
Des petites pierres
pointues et rondes
s’accrochent à mes plantes de pieds
Du sang coule
rouge profond
avec une froide douleur
La mer s’approche
les vagues qui soignent
entourent les orteils
soulagent de cette insupportable lourdeur
Je suis comme avant
pour quelques secondes
dans ces vagues blanches
silencieuses
Schardtverlag (www.schardtverlag.de)